Aktuelles

Informationen - Änderung - Wissenswertes

VIRTUELL DEN NOTFALL ÜBEN

Unter der Schirmherrschaft des WFVD entwickelt die Northdocks GmbH eine offene, transparente, leicht verwendbare, bezahlbare und über das Internet zugängliche Trainingsplattform mit virtuellen Trainings.

Zum Flyer >

Alles wird anders, wir wissen nicht wie – aber anders wird es wohl

Raimund BücherMitten in der Corona-Krise ein Editorial zu schreiben, fühlt sich beinahe surreal an, jedenfalls ganz anders als jemals zuvor.

Die Zahlen- und Faktenlage zum Coronavirus ist verwirrend. Es kursieren viele verschiedene Informationen. Christian Drosten, Virologe an der Berliner Charité, hat bei einer der Bundespressekonferenzen den wissenschaftlichen Stand in Deutschland eingeordnet:
"Es ist derzeit fast unmöglich zu sagen, wie gefährlich das Virus ist", räumt der Virologe ein. Man kenne das Virus einfach noch nicht gut genug. Und deshalb könnten sich Einschätzungen auch in kurzer Zeit wieder ändern. Da jedoch die Inkubationszeit der Erkrankung 14 Tage beträgt, sind Maßnahmen notwendig, um eine Virus-Ausbreitung effektiv einzudämmen, sobald diese erkannt wurde.

Trotz aller Unsicherheit, die Unternehmen haben sich vorbereitet und konkrete Maßnahmen beschlossen - zum Schutz aller Mitarbeiter an den Standorten vor einer Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 und der hierdurch hervorgerufenen Erkrankung COVID-19. Diese Maßnahmen sind teilweise erheblich und doch nichts anderes als der Versuch, vor die Lage zu kommen, wie wir Feuerwehrleute sagen. Beispielhaft präsentieren wir in der WFInfo Ausgabe 1/20 die praktischen Handreichungen von der Werkfeuerwehr Henkel und die Hinweise des Robert Koch Instituts zu Hygienemaßnahmen für nicht-medizinische Einsatzkräfte. Neben der Festlegung von Eskalationsstufen für etwaige Fälle – Alarmstufen im Feuerwehrjargon – und daraus folgenden Entscheidungen, neben der Abstimmung mit den Kollegen der Gesundheitsämter und öffentlichen Feuerwehren zum Gleichklang der geplanten innerbetrieblichen und auch öffentlichen Aktionen bleibt für den Einzelnen das zu tun, was in der eigenen Verantwortung liegt: die Beachtung eigentlich selbstverständlicher Hygienevorschriften.

Schon jetzt rechnen viele Kommentatoren damit, dass die Corona-Krise zu gewaltigen Veränderungen in der Gesellschaft und in den globalen Lieferketten führen wird. Alles wird anders, wir wissen nicht wie – aber anders wird es wohl.

 

Anders wird die Arbeitswelt

Die Corona-Krise schien noch ganz weit weg, als wir uns im Januar in Berlin zu unserem Symposium trafen. Ein Jahr zuvor hatten wir uns um die Zukunft der Ausbildung Gedanken gemacht. Damals lautete die zentrale Frage des Symposiums: „Wie ticken die?“ Gemeint waren die Millennials, die jetzt ihr Berufsleben beginnen. Diese Fragestellung haben wir nun unter neuen Gesichtspunkten weiterverfolgt: Haben die unterschiedlichen Sichtweisen auf das Arbeitsleben Auswirkungen auf die etablierte, uns bekannte Arbeitsorganisation, auf unsere Schichtsysteme?
Auf unserer Website in der Wissensdatenbank finden Sie die Unterlagen und Vorträge der Veranstaltung. Die Aufzeichnungen der Vorträge können Sie sowohl auf unserem Youtube-Kanal als auch auf unserer Facebook-Seite nachverfolgen. Erstmalig haben wir die gesamte Veranstaltung im Livestream übertragen.

Nach einem Intro von Christoph Wachholz und mir startete Dr. Torsten Wolf mit der behördlichen Sicht zum Thema Arbeitszeit/Schichtarbeit. In bekannt versierter Manier führte er uns durch Verordnungen und Gesetze, und mancher war froh, diesen Überblick zu bekommen. In der Folge schilderte Bernd Sassmannshausen die Überlegungen von Merck zu Belastungen im Schichtdienst bei der Werkfeuerwehr. Am Beispiel der Tarifverhandlungen für Flughafenfeuerwehren erläuterte Arno Dick von der Gewerkschaft ver.di aktuelle Tarifbemühungen und -lösungen an Flughäfen. Als Repräsentanten des Bildungswerks ver.di berichteten Franka Lindow und Ina Cramer von aktuellen Ergebnissen im Projekt Laurentio und über Belastungen am Arbeitsplatz.
Am zweiten Veranstaltungstag brillierten die Referenten aus der Praxis. Als „junger Wilder“ machte Christopher Plante aus den Herausforderungen seines Arbeitsplatzes bei der Werkfeuerwehr Henkel keinen Hehl. Peter Köhler berichtete anschaulich und erfrischend von täglichen Fragestellungen aus dem Zusammenspiel der Generationen. Beide Redner begeisterten uns mit ihren authentischen Beiträgen.

Moritz von Schaumann Werder schloss die Vortragrunde, er schilderte die neuen Ansätze zur Personalgewinnung und Qualifizierung. Alle Referenten diskutierten im Anschluss gemeinsam mit dem Landesbranddirektor von Berlin ihre unterschiedlichen Betrachtungsweisen. Moderiert von WDR-Journalist Jörg Sauerwein entspann sich ein lebhaftes Gespräch. Alle Zuhörer erhielten somit die Möglichkeit zur Reflexion – im Ganzen eine runde Sache. Der WFVD dankt allen Mitwirkenden und Referenten für die tatkräftige Unterstützung.

Was bleibt, ist die Frage: „Wie ticken sie wirklich, die Jungen?“ Im Nachgang zum Symposium habe ich mich mit einem Artikel von Dr. Steffi Burkhart in der Zeitschrift Capital auseinandergesetzt. Ich versuche nachfolgend eine Zusammenfassung ihrer Gedanken mit den Erkenntnissen unserer Fachtagung in Berlin zu verknüpfen:
„Respektlos, verwöhnt, faul oder neugierig, fordernd, flexibel. Die Meinungen über die Generationen Y und Z klaffen weit auseinander. Wie ticken Sie aber wirklich, die Jungen, die nächste Generation, unsere Zukunft?“ Und welche Auswirkungen hat der Way-of-live dieser Generation auf unsere althergebrachte Organisation?

„Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.“ Albert Einstein, Autor dieses Zitats, war erst 26 Jahre alt, als er seine erste Version zur Relativitätstheorie vorgestellt hat – mit dem Titel „Zur Elektrodynamik bewegter Körper“. Der Physiker war nicht nur intelligent und gebildet. Er galt auch als verrückt, experimentierfreudig und eben neugierig. Ohne diese Eigenschaften wäre er vermutlich nicht einer der berühmtesten Wissenschaftler der Welt geworden. Einstein hat sich etwas getraut. Er hat seinen Erfolg provoziert, indem er nicht aufgegeben hat und sich nicht entmutigen ließ.

Wäre es nicht das Jahr 1905 gewesen, sondern 2020, hätte man Albert Einstein für einen typischen Vertreter der Generationen Y gehalten. Nicht nur, dass der Generation Y Attribute wie Neugierde nachgesagt werden – manch einer mag sie für größenwahnsinnig halten. Hatte man das über den Physiker nicht auch gesagt?

Doch wer ist sie denn nun eigentlich, diese „Gen Y“? Betrachten wir sie mit der demografischen Brille, umfasst sie die Alterskohorte der heute 25 bis Mitte 35jährigen (*1980 – 1995). Neben ihr gibt es die U-25-Jährigen die unter 25jährigen, die als „Generation Z“ bezeichnet werden (*1995 – 2010), die Generation X, der heute Mitte 40 bis 55jährigen (*1965 – 1980), sowie die Babyboomer (*1955 bis 1969), die zugleich die Elterngeneration der Generation Y sind.

Diese Einordnung ist wichtig, um zu verstehen, was ich vermitteln will: Wenn man sich ein Urteil von der Gen Y bildet, ist der Blick auch auf die anderen Generationen zu richten, vor allem auf uns Babyboomer. Denn mit uns reiben sie sich an Themen wie Führungsstil, Arbeitszeiten, Leistungsdenken, Karriereverständnis, am Verhältnis von Arbeit und Freizeit, der Vereinbarkeit von Eltern sein und Karriere machen. All das wird durch die unterschiedlichen Sichtweisen unserer beiden Generationen sowie von Wirtschaft und Gesellschaft geprägt. Dabei zeigen sich auch die Schattenseiten unserer Arbeitswelt ungeschönt: 24/7-Erreichbarkeit, On demand-Arbeit, Management nach Taylor und auch das größer werdende top down-Gefälle. In der aktuellen Diskussion geht es im Kern um hergebrachte top down-Führung versus heutiger VUKA-Realität (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Ambiguität).

Es heißt, die Gen Y halte ungern Regeln ein und stelle Prinzipien in Frage? Genau das tut sie. Sicher nicht, weil es ihr gefällt, die „Nerv“-Generation zu sein, sondern weil sie es für nötig hält, Dinge zu hinterfragen. So haben wir sie als Eltern erzogen: „Untersuche“, „Hinterfrage“, „Sag, wenn dir etwas nicht passt“, „Guck nicht auf die anderen, zieh dein Ding durch“. „Wer, wie, was“ heißt es schließlich schon seit unserer Kindheit in der Sesamstraße. Wir Eltern sind wie Helikopter über ihnen geschwebt, haben ihnen alles ermöglicht und den Lebensweg geebnet. So sind die Jungen zu dieser Generation geworden.

Trotzdem oder gerade deshalb ist das Lebensmodell von uns Eltern und Großeltern nicht mehr der Status Quo. Die Vertreter der Gen Y sind mit dem Internet aufgewachsen, leben globaler, haben jeden Tag Kontakt mit Leuten in Singapur und Kanada – mit nur einem Klick. Das zeichnet sich auch in ihren Wertevorstellungen von Arbeit ab: sinnerfülltes Tun statt Geld, Familie statt Arbeit, Internationalität und Flexibilität im Job statt Status, Freude statt Pflicht. Das Warum und das Wie in der Arbeitswelt haben sich verändert. Es geht mehr darum, eine Mosaikkarriere zu machen – also vieles auszuprobieren, neuen Dingen eine Chance zu geben – anstatt geradlinigen Lebensläufen hinterher zu hetzen. Doch eins zeigen einige Studien: Nur weil Flexibilität und Kreativität im Job vorhanden sein sollen, will die Gen Y nicht in Unsicherheit leben – entgegen der weit verbreiteten Meinung, jeder Mensch zwischen 20 und 35 sei freiheitsliebend. Im Gegenteil, Studien zum Wertesystem zeigen auf: Diese Generation ist in zwei komplett gegensätzliche Lager gespalten. Die eine Hälfte ist sehr freiheitsliebend, strebt nach Autonomie, flachen Hierarchien, will sich vernetzen, versteht Arbeit als persönlichen Lernweg, will experimentieren, verhält sich unkonventionell und nimmt für ein gutes Arbeitsumfeld ein geringeres Gehalt in Kauf. Auf der anderen Seite gibt es die „Sicherheitsgruppe“, die eher nach traditionellen Werten und Mustern lebt. Sie strebt nach Strukturen, Jobsicherheit, Zielsicherheit, Karrieremöglichkeiten und befürwortet klare Hierarchien. 95 Prozent der Jugendlichen wünschen sich einen sicheren Job.

Aber: Ob im Alter von 20 oder 60 Jahren …, seine Lebenseinstellung bestimmt jeder selbst. Natürlich gucken die Leute blöd, wenn die Oma aufs Motorrad steigt. Na und?! Die Leute gucken immer blöd, wenn jemand etwas macht, womit sie nicht gerechnet hätten. Denken wir an Einstein…. Ich bin also der festen Überzeugung, dass das Alter wichtig, jedoch nicht entscheidend ist. Es geht um Antrieb und Einstellung. Wenn der Mindset eines Alten dem eines Jungen gleicht, gehören beide zur Generation Y – egal ob die Alterskohorte stimmt oder nicht.

Zu den Alten gehören in diesem Fall auch die Babyboomer, aus dessen Generation aktuell der Großteil der Führungskräfte stammt. Erkennbares Ergebnis der WFVD-Veranstaltung ist: Es wird einen Paradigmenwechsel geben, in Bezug auf Handlungsgrundprinzipien wie Planbarkeit, Hierarchie, Effizienzstreben und dem Alleindenkertum. Diese Maxime vieler Organisationen verlieren zugunsten einer agileren Organisationsstruktur an Bedeutung und Relevanz. Ihnen gegenüber stehen neue Erfolgsprinzipien: Beweglichkeit und Dynamik, Partizipation und Innovationsfähigkeit.
Was also ist erforderlich? Was sind unbedingte Rahmenbedingungen? Zukunftsinstitute sehen den wahren Impact des Megatrends der Konnektivität im sozialen, nicht im technologischen Fortschritt; Internet und Digitalisierung begünstigen allenfalls diesen sozialen Prozess. Für uns heißt das: Anstatt die Generation Y als kläglich oder unrealistisch zu bezeichnen, sollten wir Babyboomer lieber mit ihnen sprechen und ihnen zuhören. Wissenschaftler reden sogar von der Mutation vom Homo oeconomicus zum Homo socialis, der mehr Wert auf ein Wir-getriebenes Arbeiten legt. So wird der Wir-Gedanke zu einem zentralen Treiber für Führungskräfte.

Wertschätzung im Großen und im Kleinen hieß die Losung eines Vertreters der „jungen Wilden“ beim Symposium 2020 in Berlin. Christopher Plante stellte neben den Betrachtungen zu Belastungen im Schichtdienst das Schlüsselthema Wertschätzung heraus, das für alle Generationen gilt. Peter Köhler, der als Schichtleiter Auswirkungen auf die tägliche Dienstplanung verdeutlichen wollte, machte klar: Ohne Kommunikation funktioniert gar nichts und am wenigsten ein guter Wandel in der Arbeitswelt. Dann gibt es nur irgendeinen Wandel. Und das will weder die Gen Y noch wollen das die Babyboomer. Aber: Die Hoffnung stirbt zuletzt. So oder so: Beim Symposium in Berlin hatten wir das richtige Thema!
Anders wird die Zusammenarbeit

Wie angekündigt, veranstaltete der WFVD am 5. Februar 2020 den zweiten Workshop zum Thema „Industrie 4.0 / Digitalisierung in der Industrie – 4.0 in der Zusammenarbeit“. Erneut moderierte Werner Heitmann (Dräger) den Workshop, der mit dem Verlesen der Anti-Kartellvereinbarung begann. Es folgten zwei Impulsvorträge:. Jörg Urban und Siegfried Fiedler als Gastgeber der Veranstaltung stellten Lösungen, aber auch offene Fragen der Werkfeuerwehr BASF vor. Ihr Beitrag endete mit der Frage nach anders gearteter Zusammenarbeit: „Wie können all die Informationen, die aus den Betrieben zur Verfügung stehen, vernetzt werden?“ Patrick Reschke (Northdocks) zeigte den Teilnehmern danach ein Potpourri von VR (Virtual riality)-Lösungen.
Ein Puls-Check verdeutlichte in der Folge, welche konkreten Ausbildungsthemen die Teilnehmer zur Anwendung bringen wollen. In Gruppenarbeit haben wir diese Themen diskutiert, immer im Blick: VR ist kein Mittel zum Zweck. Erste Ergebnisse sollen im Oktober beim nächsten Treffen präsentiert werden.

Der Nachmittag stand ganz für die Diskussion um eine gemeinsame Plattform zur Verfügung. Northdocks präsentierte wie erwünscht einen Vorschlag für diese Plattform, die:

  • 1. VR-Lösungen in verschiedenen Themen zur Verfügung stellt
  • 2. den gemeinschaftlichen Zugriff und Input von Feuerwehren und Herstellern erlaubt.

Das Thema Ausbildung wird also wirklich eine erste Möglichkeit bieten, Zusammenarbeit in anderer Art zu praktizieren. Die Plattform wird als WFVD-Plattform ausgestaltet und vorerst von Northdocks betrieben. . Mitte des Jahres wird der neue Ansatz für Interessierte präsentiert. Sie können gespannt sein, die Zusammenarbeit wird anders! Wir bleiben dran!

Anders wird die Zusammenarbeit auch im Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit. Nach langen Jahren hat Dr. Antje Müller ihre Tätigkeit im Redaktionsteam der WFInfo beendet. Sie hat maßgeblich zum Erfolg unserer Verbandszeitschrift beigetragen – ihr gilt unser herzlicher Dank für alles Wirken und Gestalten. Die ersten Auswirkungen dieser Veränderung haben Sie gerade erfahren, bearbeitet von Anja Schrieber und Delia Fricke in Zusammenarbeit mit Rolf Fünning und mir; anders und trotzdem gut, oder? Die Teamarbeit für diese Ausgabe startete übrigens mitten in der Corona-Krise und fand daher ausschließlich via Skype und Telco statt.

Was aber ist jetzt das allerwichtigste, abgesehen von der Lektüre dieser neuen Ausgabe? Ordnungsgemäßes Händewaschen! Und: Achten Sie auf Abstand zu Ihren Mitmenschen, aber halten Sie Kontakt. In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund!


Ihr R.B.