EDITORIAL EDITORIAL EIN KURZES RESÜMEE Schauen wir zwei Jahre zurück. Es war Karneval. Im Raum Heinsberg ging es los. Erst hatten wir Corona – aus heutiger Sicht – es ist wirklich schon 2 Jahre her - reichte die Zeit zur Orientierung mit bisher nie genutzten Regeln und die Erprobung damit verbundener Fragestellungen. Was ist eigentlich Pandemie und wie geht man geordnet damit um? Ein Auge auf die Inzidenzrate (ICR), den Wert, den das RKI unters Volk brachte, – das Robert Koch Institut hatten zuvor auch nur Berufene wahrgenommen –, ein Ohr auf die Informationen zum Stand des Gesundheitswesens anhand der Belegungen auf Intensivstationen – wir alle wurden zügig zu Medizinern, die wie selbstverständlich komplizierte Sachverhalte untereinander diskutieren konnten. Rauf und runter in der Diskussion um richtiges Verhalten, um das Testen und Impfen – und dabei die ernüchternde Erfahrung, wie Wenige mit lauten, radikalen Positionen einen Keil in das gesellschaftliche Miteinander treiben können. Dann kam Delta als eine der Varianten, und wir lernten, was Lockdown heißt. Als wir uns ein wenig zurechtfanden, sich schönes Wetter einstellte und die Menschen zaghaft wieder Gemeinschaft übten, wir wieder anfangen wollten, kamen die Wasserfl uten. Das Hochwasser aus Starkregen, der am Ort verharrte und mit Flüssen, die entgegen dem gewohnten Zustand ganz und gar nicht mehr beschaulich waren. Die Ereignisse im Juli 2021 zeigten uns Grenzen auf in Bereichen, wo alle Welt doch meinte, wir wären der Primus. Nicht nur die Betroff enen, die heute noch mit den Folgen zu tun haben, das Leben in vielen Bereichen wurde von den Strudeln der Flut herum- gewirbelt. All die Diskussion um rechtzeitige Warnung und angebrachtes Krisenmanagement brachten neben lautstarker, oft sogar aggressiver Meinungsäußerung aber auch Hilfsbereitschaft und Solidarität in die Köpfe und Herzen. Da geht doch noch was – hör nie auf, anzufangen. Solidarität – ein fast verlorener Wert – erwies sich als starke, treibende Kraft. Damit lässt sich wahrlich Zukunft gestalten. Kaum Luft geholt, kam Omikron, die Variante, die sich unvergleichlich schneller verteilen konnte als die Vorgänger. Die Inzidenzrate schraubte sich in Höhen, die wir uns bis dahin nicht vorstellen konnten. Die Reaktion war jedoch anders als erwartet: Zu Beginn der Pandemie hatte eine ICR von 50 schon Alarmglocken klingeln, eine ICR von 100 alle Schotten zufallen lassen. Nach dem neuerlichen Schock durch Omikron – wieder eine neue Variante, eine noch größere Gefahr der schnellen Durchseuchung - drehte sich die Diskussion zunächst darum, welche Stati der Impfung und Testung denn nun ausreichen würden. Doch dann, während die ICR die Tausender-Marke überwand und sich weiter in die Höhe schraubte, richtete sich der Fokus mehr und mehr auf potenzielle Wege, wieder alles zu öff nen. Nach fast zwei Corona-Jahren dem allüberall herrschenden Gefühl, reicht es nicht bald? – in der Zeit, wo im Rheinland der Karneval auf einmal wieder sein Recht forderte und Corona in den Hintergrund der Nachrichten verdrängte, geschieht Unfassbares, dass nun alle Vorstellungskraft in den Schatten stellt: Krieg in Europa. Verstehen Sie mich recht: Das Leid der Menschen, die im Mittelmeer nach Verlust der Heimat ums Überleben kämpften, jammerte uns. Wir hörten von kriegerischen Handlungen in Afrika oder Südamerika und nahmen sie wahr. Wir konsumierten Nachrichten aus Afghanistan und folgten Berichten über unvor- stellbarem Leid mehr oder weniger auf dem Sofa. Wir staunten über das Laissez-faire für Despoten wie etwa in Korea und in der Türkei, waren erschrocken über die Angriff e auf Demokratie in den USA … aber richtig betroff en macht uns der Krieg in Europa, vor der eigenen Haustür. Und ganz ehrlich, jetzt fehlen die Worte. Mehr als uns klar zu positionieren, bleibt da nicht: Die Aggression ist unberechtigt und falsch! Die Bilder und Nachrichten aus der Ukraine haben uns alle zutiefst getroff en. Viele unschuldige Menschen sterben, Millionen sind auf der Flucht. Unsere Gedanken sind bei den Menschen, in deren Heimat sich Schreckliches ereignet. Unsere volle Solidarität gilt den Feuerwehrangehörigen und anderen Kräften von Hilfsorganisationen, die inmitten von Chaos und Zerstörung versuchen, Menschenleben zu retten, Brände zu löschen und Hilfe zu leisten. Die Menschen in der Ukraine verdienen alle menschenmögliche Unter- stützung. Solidarität und Hilfsbereitschaft zeigen sich erneut als Werte, Meinungsäußerung von Massen in Blau und Gelb. Diese Farbkombination fällt auch in dieser Ausgabe der WFV INFO ins Auge, und zwar aus zwei Gründen: zur Unterstützung (siehe Seite 50) und als Bericht (ab Seite 8). Unterstützung für die Ukraine, das Thema ist klar. Aber Bericht? Der über das WFVD Symposium in Berlin im Januar dieses Jahres! Auch dort dominierten Blau und Gelb in der optischen Ausgestaltung. Damals ahnte niemand von uns, dass genau diese Farben nur wenig später eine so politische und emotionale Bedeutung bekommen würden. EIN LÄNGERES RESÜMEE „Fang nie an aufzuhören, hör nie auf anzufangen“ – und wir sind wieder zurück bei Cicero. Niemand folgt dieser Maxime so beharrlich wie kleine Kinder, die mit Bauklötzen unermüdlich einen Turm immer wieder aufbauen, abbauen, umschmeißen – und wieder von vorne beginnen. „Welche Verschwendung von Zeit und Energie“ ist vielleicht der erste impulsive Gedanke, der uns kommt, wenn 5